Veranstaltungen zu Arbeiterbewegung, Sozialismus, Marxlektüre heute und Alkoholismus

Alkohol und Sozialismus – Diskussionsveranstaltung am 28.10.

Das Thema „Drogen und Politik“  wurde nicht erst von den 1968ern diskutiert,
sondern schon in den 1890er Jahren gab es eine heftige Debatte dazu. Im
Mittelpunkt stand der Alkoholkonsum der Arbeiterklasse und damit verbunden
die Frage: Vertragen sich Sozialismus und Alkohol? Oder ist absolute
Nüchternheit die Voraussetzung für politische Kämpfe?

Interessanterweise setzten sich damals nicht die Drogengegner durch: der
marxistische Chefideologe Karl Kautsky argumentierte zwar gegen die
Trunksucht, aber verteidigte vehement die Arbeiterkneipe als zentralen
Organisationsort und Treffpunkt der Bewegung. Die Mehrheit folgte dieser
Ansicht. Man erkannte damit eine gängige Praxis an: Seit der stärkeren
Verbreitung obergärigen Biers in den 1870er Jahren hatte eine wachsende
Mehrheit der Arbeiterklasse den anfänglichen Elendsalkoholismus überwunden
und eine eigene Kneipenkultur entwickelt. Diese Kneipenkultur stellte, was
oft übersehen wird, die soziale Basis für alle politischen Aktivitäten der
klassischen Arbeiterbewegung dar. Der Historiker Ralf Hoffrogge wird in
einem kurzen Vortrag dem Publikum den Zusammenhang von Sozialismus und
Alkohol näherbringen

am 28.10.2011, 19:30 Uhr im FAU-Lokal, Lottumstr. 11, 10119 Berlin

http://bewegung.taz.de/termine/%E2%80%9Ealkohol-und-sozialismus%E2%80%9C

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Marxismus – Wissenschaft, Bewegung oder Weltanschauung? Veranstaltung mit Michael
Heinrich und Ralf Hoffrogge am 2.11.

Nicht nur auf dem Straßenschild am Eingang der Neuköllner Karl-Marx-Straße
wird Marx bis heute als „Begründer des Wissenschaftlichen Sozialismus“
vorgestellt. Seine Theorie gilt als Ãœbergang von einer
politisch-utopischen hin zur historisch-ökonomischen Gesellschaftskritik.
Selbst Westberliner Sozialdemokraten, bis heute zuständig für die
Neuköllner Straßenbeschilderung, erkennen Marx in diesem Sinne als
Philosoph und Wissenschaftler an.

Dennoch ist Marx Lehre nicht nur von seinen KritikerInnen immer wieder als
„Weltanschauung“ oder gar „Glaubensbekenntnis“ bezeichnet worden. Gerade
innerhalb der sozialistischen Bewegung wurde das Bedürfnis nach
Weltanschauung durch eine einfach gestrickte Lesart von Marx´ und Engels
Schriften befriedigt: In der Hochphase der sozialistischen Bewegung vor
1933 las kaum jemand Marx im Original, seine Ideen waren durch populäre
Broschüren anderer AutorInnen bekannt und dienten vor allem zur Markierung
einer gemeinsamen Gegenkultur. Im Staatssozialismus wurde diese an Marx
als Markenzeichen orientierte „Anwendung“ bis zur Parodie weitergeführt.

Aus dieser Situation heraus ergaben sich zahlreiche Versuche, den
„eigentlichen Marx“ zu entdecken oder ihn in einer „Neuen Marx-Lektüre“
wieder als analytisches Werkzeug für Gesellschaftskritik nutzbar zu
machen. Ein Blick in die Geschichte zeigt jedoch, dass in Zeiten
angeregter Theoriebildung nicht unbedingt auch die sozialistische Bewegung
florierte. Im Gegenteil: Da, wo ein schlichter und populärer Marxismus
vorherrschte, war auch die Bewegung stark. Neue Marx-Lesarten entstanden
hingegen oft in Zeiten, in denen die Bewegung völlig geschlagen war.
Beispiele sind die „Gefängnishefte“ des im italienischen Faschismus
eingekerkerten Sozialisten Antonio Gramsci oder die Frankfurter Schule im
amerikanischen Exil der 1940er Jahre.

Ist also ein popularisierter Marxismus notwendig? Wenn ja, wo hört
Popularisierung auf, wo fängt verkürzte Kapitalismuskritik an? Oder
brauchen wir die Kürze? Ist der Preis für wissenschaftliche Genauigkeit,
daß die Marxsche Theorie zur esoterischen Beschäftigung eines kleinen
Kreises von SpezialistInnen wird? Diese Fragen wollen der Ökonom Michael
Heinrich und der Historiker Ralf Hoffrogge mit allen Interessierten
diskutieren.

Heinrich ist Autor der bekannten Einführung „Kritik der Politischen
Ökonomie“ in der Reihe*theorie.org*, von Ralf Hoffrogge ist eine Einführung zu „Sozialismus und Arbeiterbewegung in Deutschland“
in derselben Reihe erschienen.

Die Veranstaltung findet statt an der FU Berlin am 2.11.2011 um 18 Uhr,
im Raum L 113 im Seminarzentrum der Freien Universität Berlin, Silberlaube, Habelschwerdter Allee 39-45, U Bhf Thielplatz

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Vom P̦bel zum Proletariat РDiskussionsveranstaltung am 15. 11.

Angesichts des aktuellen Gegensatzes von Massenarbeitslosigkeit für die
einen und gesteigerter Arbeitshetze für andere spielen Forderungen nach
Grundeinkommen und radikaler Arbeitszeitverkürzung derzeit eine große
Rolle. Arbeit und Existenz sollen entkoppelt werden, ein würdiges Leben
auch ohne Lohnarbeit möglich sein. Statt des alten Kampfes der
Arbeiterbewegung für bessere Löhne wird ein „Kampf gegen die
Arbeitsgesellschaft“ gefordert.

Dieser Kampf ist kein neues Phänomen: bereits Anfang des 19. Jahrhunderts
und auch schon vorher widersetzten sich radikale Handwerker, städtische
Unterschichten und Tagelöhner dem aufkommenden Zwang zur Lohnarbeit. Feste
Arbeitszeiten, Fabrikdisziplin und fremdbestimmte Arbeitsprozesse waren
Phänomene, die in längeren Kämpfen mit Zwang durchgesetzt werden mussten.
Erst nach einer Generation wurde die Lohnarbeit zur unhinterfragten
Realität – und das Schimpfwort „Arbeiter“ wandelte sich zu einer positiven
Protest-Identität, die sich in der Revolution von 1848 zum ersten Mal
entfaltete.

Der Workshop beginnt mit einem Impulsreferat zu historischen Kämpfen gegen
die Einführung der Lohnarbeit und stellt dann die Frage, inwieweit diese
Erfahrungen in der heutigen Krise der Arbeitsgesellschaft relevant sind.

Am 15. 11. 2011 um 19:30 im Buchladen „Müßiggang“, Oranienstr. 14a (am
Heinrichplatz), 10999 Berlin

mehr info:http://www.helle-panke.de/topic/3.html?id=999&context=0


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